Das selige Leiden und die Auferstehung aus der Hölle und die glorreiche Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus sind die zentralen Ereignisse in der Geschichte der Menschheit, die in jeder heiligen Messe bedacht werden.
Es sind die am besten belegten historischen Ereignisse der Antike. Zugleich sind sie von unübertroffener Tragweite. Denn dieses Heilswerk hat allen Menschen die Aussicht auf ewiges Glück im Himmel eröffnet, wenn wir nur ein gottgefälliges Leben führen.
Diese Aussicht ist besonders wichtig auch wegen der Alternative: Wenn wir nicht in den Himmel kommen, landen wir in der Hölle, d.h. am Ort der ewigen Verdammnis, der Qual, des Leidens, der psychischen und physischen Schmerzen. Der Apostel warnt Oder wißt ihr nicht, daß die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben noch Sodomiten noch Diebe noch Habgierige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes ererben (Korr 6,9-10)
Die Osterzeit ist eine besondere Gelegenheit, um sich an die Herrlichkeit der Auferstehung zu erinnern und über die Gesamtheit der Lehre Christi nachzudenken, die Er drei Jahre lang gepredigt und seinen Jüngern in den 40 Tagen nach Seiner Auferstehung in Erinnerung gerufen hat.
Nach Einbruch der Dunkelheit am Karsamstag beginnen die Vorbereitungen für die Feier der Auferstehung des Herrn. Der Priester weiht das Feuer, an dem die Gläubigen Kerzen anzünden, und weiht das Wasser. Wenn es in der Gemeinde erwachsene Katechumenen gibt, folgen dann die Taufen. Wenn es keine gibt, erneuern die Gläubigen ihr Taufversprechen. Wenn die sogenannte volle Pascha gefeiert wird, gehen die Gläubigen danach nach Hause, und alle zwei oder drei Stunden kommen einige der Gemeindemitglieder zurück, um einer nächsten Lesung durch einen Lektor zuzuhören, der die alttestamentlichen Prophezeiungen über das höchste Opfer Christi und Ankündigung seiner Auferstehung aus der Bibel vorliest. So dauert die Mahnwache bis zum Morgen des Auferstehungssonntags.
Der Ostersonntag beginnt mit der Auferstehungsmesse. Man gedenkt die Auferstehung des Herrn mit einer feierlichen Prozession mit dem Allerheiligsten Sakrament um die Kirche als Zeichen, daß der grausam ermordete Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Die Prozession wird von Glockengeläut begleitet, und in vielen Pfarreien spielen Volkskapellen. Hier und da gibt es den Brauch, Feuerwerke zu schießen. Seit diesem Tag werden in der Kirche und in den Häusern traditionelle polnische Osterlieder gesungen.
Nach der Auferstehungsmesse setzen sich die Familien zum Osterfrühstück zusammen. Es ist das festlichste Essen an diesen Feiertagen und das festlichste Frühstück des Jahres. Die versammelten Familienmitglieder stimmen das alte Lied „Christus ist erstanden“ an. Zuerst wird für die lebenden und verstorbenen Familienmitglieder gebetet. Dann werden einander gute Wünsche überbracht. Schließlich setzt man sich zur Tafel. Zu aller erst ißt man die vom Priester am Vortage gesegneten Speisen: ein bißchen Brot, Wurst, Eier und Salz (Salz wird hauptsächlich auf das Brot gestreut). Nachdem das Gesegnete aufgegessen wurde, werden andere Speisen probiert. Darunter meistens Sülze, Gemüsesalat und andere Spezialitäten, besonders diejenigen, die zur Zeit des Kommunismus ständig fehlten, wie Schinken, Lende oder Rollschinken, und die laut den Ankündigungen der Klimairren wieder den normalen Menschen vorenthalten werden sollen.
Am Nachmittag oder Abend beginnen die Besuche bei Verwandten und Freunden, die in der Nähe wohnen.
Am Ostermontag gedenken wir der Begegnung Christi mit Jüngern unterwegs nach Emaus. Dieses Ereignis veranlaßte die Leute, einen Brauch einzuführen, eine Kirche außerhalb der eigenen Stadt aufzusuchen, wobei wobei Jungen und Mädchen Weidenstäbe mitbrachten, die die Verblendung der Jüngers beim Gespräch mit Jesus symbolisieren sollten (man sieht ja durch Zweige nicht ganz richtig). Nach der Messe fand meistens ein Volksfest statt und die Weidenstäbe fanden eine andere, weltliche Anwendung. Sie wurden zum Symbol der Verblendung der Mädchen gegenüber Bemühungen der Junggesellen, ihre Aufmerksamkeit auf sie zu richten Es entwickelte sich der Œmingus-Dyngus, ein Brauch, wo die Jungs die Beine der Mädchen mit den eben erwähnten Weidenstäben oder Wacholderzweigen „ausgepeitschten“. Es herrschte allgemeine Fröhlichkeit, und die Mädchen täuschten vor, daß sie weglaufen, aber sie ließen sich gerne einholen.
In der Kirche besprengen Priester die Gemeindemitglieder besonders reichlich mit Weihwasser.
Dies ist der dritte Tag der feierlichen Feier der Auferstehung des Herrn. Der letzte Tag des Ostertriduums. Wir gedenken das Erscheinen Christi mitten unter den Jüngern in Jerusalem, wo er ihnen gezeigt hat, daß Er kein Geist sei, weil Fisch und Bienenwabe essen konnte. Er erklärte ihnen die Schrift in bezug auf seinen Tod und Auferstehung, damit in seinem Namen allen Nationen Buße und Vergebung der Sünden verkündet wird.
Im ehemaligen Polen revanchierten sich die Mädchen an den Junggesellen für Montag, für den Œmingus-Dyngus.
Sie wird auch Weiße Woche genannt. An vielen Orten finden täglich Prozessionen zur Verherrlichung der Auferstehung Christi statt. Man schaut kein Fernsehen, denn die Osterereignisse wichtiger als die laufende Politik sind.
Am Mittwoch spricht man über Erscheinung Christi an dem Ufer des Tiberiassees. Das ist der Tag, an dem Jesus den Apostel Petrus mit den Worten „Weide Meine Schafe“ als Papst eingesetzt. Am Donnerstag kehren wir mit Gedanken zum Ostersonntag, als Maria Magdalena ans leere Grab ankam und dort Engel, danach Jesus sah. Das ist sozusagen der Frauentag in der Kirche: Frauen werden als Zeugen der Auferstehung Christi anerkannt. In den Kulturen jener Zeiten war so etwas unvorstellbar. Dies zeugt davon, daß die Kirche nicht als menschliches Werk entstanden ist. Dann am Freitag gedenkt man die Erscheinung Jesus auf dem Berg und Beauftragung mit der Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt. Am Samstag wird wieder Erinnerung an Ostersonntag verlesen, als Petrus und Johannes zum Grabe Christi liefen. Sie waren ja Zeugen von vielen Wundern, die Jesus getan hat. Aber erst das leere Grab hat sie davon überzeugt, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist.
Dies ist der Gedenktag des zweifelnden Thomas, der erst an die Auferstehung glaubte, als er den lebendigen Christus berührte. Dieser Umstand bezeugt, daß die Apostel nicht leichtgläubig waren. Wenn sie dann das Evangelium verkündeten, dann war es aus der tiefen Überzeugung, daß das, was sie den Leuten sagten, auch wirklich wahr ist.
Die Zeit der Freude über die Auferstehung dauert vierzig Tage bis zum Donnerstag Christi Himmelfahrt.
Die Sendung des Heiligen Geistes
Nach der Himmelfahrt Christi warteten die Apostel zehn Tage auf den Tröster – den Heiligen Geist, den Christus versprochen hatte, den sogenannten zu senden Pfingsten – der 50. Tag nach der Auferstehung.
Am Ostersonntag sowie am Ostermontag und -dienstag begrüßen einander die Menschen in vielen Regionen Polens mit den Worten „Christus ist auferstanden“, worauf sie mit „wahrhaft auferstanden“ antworten. Osterlieder werden in Kirchen und Häusern gesungen. Obwohl es in Polen über hundert davon gibt, sind sie im Allgemeinen nur lokal bekannt. Im Gegensatz zu Weihnachtsliedern werden sie nicht auf CDs propagiert, daher ist die Kenntnis der Melodien unterschiedlich. Nur „Christus ist auferstanden“, „Heute ist ein glücklicher Tag für uns“, „Der Sieger des Todes“ und „Wische deine Tränen schon ab“ sind in ganz Polen beliebt. Dafür haben sie etwa ein Dutzend Strophen, welche die letzten Kapitel des Evangeliums poetisch festhalten.
Die Osteroktav ist auch eine traditionelle Zeit des Verzichts auf das Fernsehen (ähnlich wie die Karwoche).
Ostern hat für die Polen seit Jahrhunderten eine große Bedeutung. Sie erinnern an ein außergewöhnliches Ereignis in der Geschichte der Menschheit, das Ereignis der Auferstehung Christi, und erfüllen sie mit Hoffnung und Überzeugung, daß Gewalt und Ungerechtigkeit niemals über einen guten und gerechten Menschen siegen werden. Symbolisch wird dies durch das Lamm mit dem Siegesbanner auf dem Ostertisch zum Ausdruck gebracht – eine Erinnerung an Christus, der wie ein unschuldiges Lamm getötet wurde, aber letztendlich seine Peiniger besiegte.
Gleichzeitig machen sie uns bewußt, wie kostbar es ist, im Licht, in Gottes Wahrheit, in Freiheit von Sünde zu leben. Adams Sünde verschloß ihm und seinen Nachkommen die Tore des Paradieses und machte das Erdenleben zu einer Zeit der Mühsal und des Weinens für die Menschheit, so daß sie ihren Retter nicht einmal erkannte und lieber unter ihren Fehlern litt anstatt sich zu bekehren. Ähnlich brachten auch in unserer Geschichte die schweren Sünden der Herrscher (Boles³aw der Freche, Kasimir der sogenannte „Große“) oder die mit offenem Verrat verbundenen Sünden (August II. der Starke, August III., Stanis³aw August) Elend in das Land, wo „Milch und Honig floß“. Diese Sünden verwandelten unser Vaterland in ein Land der Armut und der Verzweiflung. Aber so wie Christus, der sich während der Kreuzigung weigerte zu trinken, auferstand, so erstand Polen aus dem Grab der Teilungen auf, als die Nüchternheitskrokusse in unserem Land dank der Arbeit solcher Priester wie Sel. Fr. Bronis³aw Markiewicz blühten.. Und im Geiste dieser Auferstehung – Christi und Polens – feiern wir diese Tage frei von satanischen Versuchungen des „leichten Vergnügens“, das sich dann als Höllenqual entpuppt. Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat.
Siehe auch polnische Osternlieder auf polnisch (als auch Melodien).