Die 28. Hochzeit der Hochzeiten fand in £opoczno, einem Dorf an der Weichsel, statt. Die Unterkunft gewährte uns das "Lagerfeuer der Liebe". Der Name kann unverständlich klingeln, aber es handelt sich um eine französische Organisation, die auf Anbietung von Exerzitienhäuser für Exerzitien orientiert ist. Das Exerzitienhaus in £opoczno befindet sich am Rande des Dorfes, ist von zwei Seiten mit einem Wald umgeben und grenzt an ein Naturschutzgebiet an der Weichsel an. Kurz gesagt Natur pur. Das Gebäude besteht aus einem Hotel und einer kleinen Kirche, und ist mit mehreren Konferenzsälen und einem Restaurant ausgestattet. Dies war ausreichend, um die Veranstaltung durchzuführen, denn Hauptpunkte des Programms waren Gottesdienste und Vorträge. Aber von etwa 100 Teilnehmer waren 40 Kinder und Jugendliche, sodaß auch für sie für ein separates Programm gesorgt wurde.
Zusätzlich standen auf dem Programm Ausflüge, ein Auftritt eines örtlichen Volksensembles und und ein alkoholfreier Hochzeitstanzabend. Die Vorträge wurden von namhaften Vertretern der polnischen Gesellschaft, darunter Erzbischof von Lublin, Weihbischof aus £om¿a, der Priester Wladyslaw Zazel, der Direktor der Lubliner Abteilung des Instituts für Nationales Gedenken und anderen Gehalten.
Die vier Tage waren wieder Mal ein Beweis dafür, daß man in Polen Freizeit abwechslungsreich ohne Alkohol verbringen kann. Es gibt genug Themen und Sehenswürdigkeiten, um einen zu beschäftigen.
Am Donnerstag hörten wir einen Vortrag über die Geschichte Polens aus der lokalen Sicht der Lubliner. Gewisse gängige Fälschungen der polnischen Geschichte wurden entlarvt. So war Polen praktisch nie ein Aggressorland. Die geführten Kriege waren ausschließlich Verteidigungskriege. Die Vergrößerung des Gebiets des Landes erfolgte durch Eheschließungen der herrschenden Könige. Dazu war Polen immer ein einheitliches Land, nie dachte man in Polen von der kleinen und großen Heimat, immer gab es nur eine Heimat. Es war lustig und gleichzeitig interessant zu hören, daß die Hygiene und Abstinenz eine fundamentale Rolle in der polnischen Geschichte gespielt hat. Der Fürst Jagiello gefiel der jungen polnischen Königin besser als die westlichen Fürsten, weil er sich gewaschen hat und darum nicht stank und kein Alkohol getrunken hat und darum keinen schlechten Mundgeruch hatte. Und so kam es zu einer Heirat, die eine neue Epoche in der polnischen Geschichte brachte. Der Vortragende hatte übrigens eine alkoholfreie Hochzeit. Am Abend, nach der Abendmesse spielte und sang für uns ein Volksensemble aus dem benachbarten Dorf. Die Kinder konnten es nicht lassen und tanzten bei der Volksmusik. Die Texte offenbarten einige Volksweisheiten, darunter diejenige, daß es dich nicht lohnt, außerhalb der Ehe Sex zu treiben.
Am Freitag gab es den großen Ausflug nach Kazimierz Dolny. Diese alte Stadt ist ein Denkmal des einstigen Reichtums Polens und ein Zeuge der schwedischen Barbarei. Wir hörten eine Morgenmesse in der Kirche, in der sich die älteste Orgel Polens befindet. Anschließend gab es ein Orgelkonzert. Dann besichtigten wir die Stadt mit einem Touristenführer. Schließlich hielten wir eine Kreuzwegandacht durch die Straßen der Stadt. Am Nachmittag hatten wir einen Ausflug mit der lokalen Schmalspurbahn.
Am Sonnabend gab es Vorträge über die aktuellen Alkoholprobleme Polens sowie über das Werk des "Lagerfeuers der Liebe". Die Probleme mit dem Alkohol in Polen resultieren hauptsächlich aus einer massiven Werbekampagne der alkoholproduzenten. Polen haben nämlich eine natürliche Neigung zur Abstinenz. Die Alkoholpropaganda verseucht allerdings die Kultur und führt der Zwang zum Saufen ein. Am Nachmittag feuerten wir die den Radfahrern des Tour de Pologne an, welche durch £opoczno fuhren. Am Abend begaben wir uns nach Piotrawin, um dort eine Hochzeitsjubiläummesse zu hören. Danach gab es einen alkoholfreien Hochzeitball. Mit einer schönen alkoholfreien Hochzeitstorte.
Am Sonntag nach der Morgenmesse verabschiedeten wir uns. Man merkte kaum, daß die Zeit davongelaufen ist. Wir hatten einander noch so viel zu sagen. Also bis zum nächsten Treffen.
Allen, die zu dieser Veranstaltung beigetragen haben, gilt unser herzlicher Dank. Gott segne sie.