Wir bedanken uns bein allen Ehepaaren, die ihre Hochzeiten ohne Alkohol feierten, und die nach Kraków (Polen) am 2.8.-5.8.2012 zum 18 . Nationalen Treffen "Hochzeit der Hochzeiten" (auf Polnisch "Wesele Wesel") einreisten.
Warum gerade nach Kraków? Es gibt einen guten Grund dafür.
Es gibt ja ein Sprichwort: Mein Haus ist meine Festung. Als vor Jahren wir die Nachricht hörten, daß einige britische Studenten sich gesunde Beine abschneiden ließen, dachten wir, da drehten welche durch. Als aber wir vom polnischen Studenten hörten, der sein Gehirn zerstören wollte, damit er mehr von der Vorlesung vergesse, da merkten wir, es ist eine Epidemie. Die Epidemie des Postmodernismus, der es verbietet, Gutes vom Bösen zu unterscheiden. Er sickert aus den Bildschirmen in unsere Wohnungen hinein, lauert auf unsere Kinder in den Schulbüchern. In der Zeit des Postmodernismus ist es wirklich nötig, die Häuser in Festungen umzugestalten.
Die majestätischen Mauern des königlichen Schlosses zu Kraków wirken in dieser verwirrenden Zeit wie ein Symbol des Bestands und der Stabilität. Die Gräber der Könige und Fürsten sind ein Zeichen der Kontinuität, die sich der Verrücktheit verschiedener häretischer Strömungen widersetzt hat. Die zahlreichen Kirchen der Stadt weisen darauf hin, daß diese Standhaftigkeit dem festen Glauben zu verdanken ist. In der modernen Zeit wurde Kraków Zeuge der Offenbarung des Gottes, der ein barmherziger Herrscher ist. Man muß nur die Basilika zu £agiewniki besichtigen. Hier begann der Weltkreuzzug des Gebets für Ungeborene Kinder. Die Kunde von der Barmherzigkeit Gottes und das Evangelium des Lebens waren wichtige Anliegen des einstigen Erzbischofs von Kraków, des Seligen Papstes Johannes Paul dem Zweiten. Seine nächste Priorität war die Nüchternheit der Menschen.
Gerade Kraków ist auf der Landkarte der großen polnischen Städte als eine Hochburg der Abstinenz anzusehen. Über 16% der Einwohner gaben bei einer Umfrage in 2011 zu, Abstinenzler zu sein. Sie bevorzugen familiäre Unterhaltung und gemeinsame Spaziergänge in der Freizeit. Alkoholfreie Hochzeiten sind hier keine Seltenheit.
Die Tradition der Abstinenz ist wohl auf das exzellente Beispiel des im 14.-15. Jahrhundert lebenden großen polnischen Königs W³adys³aw Jagie³³o zurückzuführen. Zwar beklagte Ende des 16. Jahrhunderts der Pater Piotr Skarga, daß die Sitte des Wassertrinkens verschwindet und sich die junge Generation dem Trinken des Biers und des Weins zuwendet, aber die komplizierte Geschichte Polens hat wieder den Geist der Abstinenz im 20. Jahrhundert geweckt.
Die alkoholfreien Ehepaare kamen also nach Kraków, um zu feiern, weil sie erstens einen Grund zum Feiern haben - ihre Häuser sind standhafte Festungen - und zweitens um hier viele gleichgesinnte Leute zu treffen. Man hat die ganze Nacht getanzt, tagsüber hat man die wunderschöne Stadt besichtigt, um die Denkmäler, Museen und historische Gebäude zu bewundern. Fans der Volksmusik kamen auch auf ihre Kosten kommen. Genauso diejenigen, die sich besonders für die Geschichte Polens interessieren. Und ohne Zweifel konnte man hier seinen katholischen Glauben in dieser Stadt der Dutzenden von Heiligen stärken.
Aber eben der Reihe nach. Um die Bedeutung dieses weltweit durch das TV Odnowa direkt übertragenen Ereignisses zu verstehen, muß man sich ruhig im Sessel setzen und zurücklehnen.
Nicht wenige, auch die anwesenden Journalisten, fragen: "Alkoholfreie Hochzeiten? In Polen???". Na eben. In Polen trinken die Leute am wenigsten in ganz EU. Etwa 40% der erwachsenen Bevölkerung kauft Alkohol seltener als einmal in anderthalb Jahren. So darf man sich gar nicht wundern, daß unzählige junge Leute eben ohne Alkohol ihre Hochzeiten feiern wollen. Warum sind sie dennoch so selten? Das ist eben die Frage der Einschüchterung. Wir erwähnten bereits die Ergebnisse einer Umfrage, wonach 16% der Erwachsenen in Kraków zugeben, Abstinenzler zu sein. Zugeben? Es gibt also auch Abstinenzler, die Angst haben, es zuzugeben, daß sie Abstinenzler sind. Wir leben in einer Zeit, wo Leute damit prunken, daß sie sich besoffen haben und umherkotzten, aber andere, die nicht trinken, es verheimlichen müssen.
Die Botschaft von Hochzeit der Hochzeiten in diesen Tagen lautet: Mensch, hab keine Angst. Du bist nicht der einzige Abstinenzler der Welt. Du bist nicht der Einzige, der seine Hochzeit bei Verstand gefeiert hat. Diese Botschaft braucht die Gesellschaft dringend. Das 21. Jahrhundert braucht gerade Leute, die von ihrem Verstand Gebrauch machen. Falls man die völlig ausrottet, werden wir in die Steinzeit versetzt.
Die Schirmherrschaft über das Treffen übernahmen der Erzbischof von Kraków, der Marschall der Provinz Ma³opolska und der Rektor der Technischen Universität Kraków. Die Teilnehmer von außerhalb von Kraków übernachteten im Studentenheim der Technischen Universität. Gleich neben an gab es eine Gaststätte Open Source, in der gespeist und dann am Samstag getanzt wurde. Auch in der Nähe gab es die Hörsäle, wo die Vorträge für Erwachsene und Jugendliche gehalten wurden.
Am Donnerstag begann die Veranstaltung zuerst mit einem Tanzunterricht, der von einem in Polen sehr berühmten Hochzeittanzleiter Hojna durchgeführt wurde. Um 18.00 im Stadtbezirk Mistrzejowice wurde vom Weihbischof Ryœ eine Messe für die Teilnehmer gelesen.
Danach hatten alle Familien die Gelegenheit, sich vorzustellen und einander kennenzulernen.
Am Freitag gingen dann die Vorträge los. Die Eltern wurden von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität Ignatianum über neuste Ergebnisse der Forschung zur Wichtigkeit der Liebe der Eheleute für die Entwicklung der Kinder informiert. Es erweist sich, daß die Scheidung der Eltern ein viel größeres Trauma für ein Kind ist als deren Tod. Die Jugendlichen wurden über die Wichtigkeit der Keuschheit unterrichtet. Sie wurden vor den Herstellern der Verhütungsmittel gewarnt, die skrupellos die wirkliche Wirkung ihrer Produkte, oftmals Kinder umbringende Wirkung, verharmlosen oder verschweigen. Auch auf durch sie herbeigeführtes Risiko von sexuell übertragenen Seuchen und deren zum Tode führenden Verlauf wurde hingewiesen.
Nachmittag galt der Besichtigung von £agiewniki.
Es gibt zwei wichtige Heiligtümer der Neuzeit: das Johannes-Paul-II-Zentrum und die Basilika der Barmherzigkeit Gottes. In beiden Kirchen haben wir Barmherzigkeitsrosenkranz gebetet. Das noch im Bau befindliche JPII-Zentrum soll in Zukunft das Lebenswerk des seligen Papstes den Menschen näher bringen. Zur Zeit kann man in einer Kapelle Szenen aus dem Leben des Papstes auf Gemälden sehen.
In der Basilika der Barmherzigkeit Gottes wurde für uns eine Messe gelesen. Der Direktor der Abteilung für Familienseelsorge des Erzbistums Krakau hat während seiner Predigt die erste wichtige Botschaft in die Welt gesandt: die Hochzeit der Hochzeiten ist eine Arche, die die Menschen aus der Sintflut des Alkohols in Polen retten soll.
Nach der Messe hörten wir ein Konzert der Jugend-Band "zaNim".
Am Vormittag am Sonnabend konnten wir wieder interessante Vorlesungen hören. Diesmal war es wirklich ernst. Der Priester, der ein Spezialist auf dem Gebiet der seelischen Heilung ist, erzählte über sichtbare Zeichen der Anwesenheit des Teufels in der modernen Gesellschaft. Die Grausamkeit des zweiten Weltkrieges sowie des kommunistischen Systems sind keineswegs zufällige Erscheinungen und sind tief in den anti-christlichen Ideologien der Vergangenheit verwurzelt, was an Parallelen zwischen der französischen Revolution und den nazisozialistischen sowie bolschewisozialistischen Verbrechen deutlich zu sehen ist. Deshalb ist es die Aufgabe der Eltern, die Kinder vor dem Satanismus zu schützen, damit wir keine Wiederholung jener Zeit durchmachen müssen. Leben aus den Sakramenten, besonders der Buße, wird wärmstens empfohlen.
Am Nachmittag kommt der Höhepunkt des Treffens.
Wir fahren in die Krakauer Altstadt. Dort findet ein Marsch der Hochzeit der Hochzeiten für Nüchternheit statt. Wir formieren einen Hochzeitszug mit einer Górale-Kapelle an der Spitze. Viele der Hochzeitgäste sind in Volkstrachten des Hochgebirge und der Krakauer Region gekleidet. Die restlichen Gäste tragen Anzüge bzw. Abendkleider. Der Umzug sorgt für allgemeine Aufregung. Der Banner der alkoholfreien Hochzeiten stimmt die Zuschauer bedenklich. Viele schießen Photos, manche bitten um gemeinsame Photos mit Teilnehmern der Hochzeit der Hochzeiten. Für eine kurze Zeit gehen wir zum Gebet in der Marien-Basilika auf Altmarkt (Barmherzigkeitsrosenkranz) und dann marschieren wir den Königsweg entlang in Richtung des königlichen Schlosses auf dem Wawel-Berg. Kardinal Dziwisz, der Erzbischof von Kraków liest eine Messe für uns. Er verkündet die zweite Botschaft über Hochzeit der Hochzeiten: Alkoholfreie Hochzeiten sind eine Rettung vor dem Zerfall der Ehe und dessen grausamen Folgen.
Am Abend und in der Nacht wird dann prächtig gefeiert: getanzt und gegessen. Schlimmer noch (für Big Brother) - man redet miteinander. Man stelle sich vor: da kommen wildfremde Menschen aus verschiedenen Regionen des Landes und sagen einander alles, was in den offiziellen Nachrichten sorgfältig verschwiegen wird. Das war wohl ein wichtiger Grund, warum man gegenüber den alkoholfreien Hochzeiten immer so verdächtig war.
Der alkoholfreie Hochzeitsball wird von dem bereits erwähnten Tanzleiter Józef Hojna geführt. Die alkoholfreien Hochzeiten sind ein Grund dafür, dass dieser ausgestorbene Beruf des Tanzleiters (auf Polnisch Wodzirej) wieder ins Leben berufen worden ist. Herr Hojna hat die erste Schule für Tanzleiter nach dem zweiten Weltkrieg geschaffen (eine Ohrfeige für die revolutionären Sozialisten, die diesen Beruf als ein Relikt des Feudalismus betrachteten) und eine Tanzschule noch dazu.
Der erste Tanz war traditionsgemäß Polonez. Polonez ist ein altertümlicher polnischer aristokratischer Tanz (denke wieder an die armen Revolutionäre), der einen Tanzleiter braucht, weil die schreitenden Paare verschiedene Figuren auf dem Parkett synchron zu machen haben.
Dann kamen Walzer Krakowiaks und andere, auch moderne Tänze.Wer diesen oder jenen Tanz nicht kannte, brauchte sich keine Sorgen zu machen. Der Tanzleiter war immer behilflich bei der Einleitung in die besonderen Tanzschritte.
Die Direktübertragung im Internet-Fernsehen war auch ein Anlaß für die Journalisten, den Anwesenden Fragen zu stellen. Und zwar die Standardfrage bei diesen Treffen: Warum eine Hochzeit ohne Alkohol? Was soll man dazu sagen? Der Alkohol verdirbt den Geschmack der Speisen, die bei einer Hochzeit meist auserlesen sind, stört bei den Gesprächen unter den Verwandten und versaut den Spaß am Tanzen, da man gerade darauf bedacht ist, seine Geschicklichkeit zu zeigen. Der Krakowiak ist da besonders anspruchsvoll, ebenso der Polonez. Warum machen die Leute dann überhaupt Hochzeiten mit Alkohol? Das ist eigentlich die Frage, die man stellen sollte. Die Journalisten lernen die Welt kennen, an die sie nie gedacht haben.
Man tanzte bis um 5 Uhr morgens. Dann war die Arbeitszeit des Tanzleiters um. Es war auch gut so, denn um 11.00 war die Heilige Messe für die Teilnehmer angesagt.
Während der Abschiedsmesse, die am Sonntag vom Prälat Z¹zel gelesen wird, kommt die dritte Botschaft: die Eheleute, die alkoholfrei ihre Hochzeiten feierten, sind die echte Elite der Kirche und der Nation.
Am Nachmittag gibt es Gelegenheit, verschiedene Museen der Stadt zu besichtigen. Museumsführer stehen gern zur Verfügung.